10 Lehrer Tipps zum Klassenmanagement, Zeitsparen & weniger Arbeitsbelastung
Nach insgesamt 15 Jahren Berufserfahrung in der Sekundarstufe nutze ich einige hilfreiche und mittlerweile verinnerlichte Tricks, die ich hier vorstellen möchte:
- Leicht umsetzbare „Insider-Tipps" zur Klassenorganisation
- Einblicke ins Klassenzimmer mit der eKidz.eu Lernapp
- Tipps zum Klassenmanagement (ausgehen vom Klassenraum, weniger von den Schülern!)
- Zeitmanagement zur Unterstützung des Lernens
- Nützliche Tipps für die Primär- und Sekundarstufe
Tipps für angehende Lehrer: Angst durch gute Vorbereitung ersetzen!
Ich kann mich aber noch gut an den ersten Tag als Lehrer im Klassenzimmer erinnern, als jeder Tag von Unsicherheiten geprägt war und ich verschiedene Methoden zur Unterstützung der Schüler und zum Aufrechterhalten ihrer Lernmotivation ausprobierte. Diese Lehrer-Tipps möchte ich hier weitergeben, denn sie erleichtern das tägliche Schulleben sehr.
1. Top Lehrer Tipp: Personalisieren Sie Ihre Besitztümer
Wir wissen alle, dass bestimmte Dinge in Schulen wie von Geisterhand verschwinden, besonders so “wertvolle” Besitztümer wie Tacker und Locher. Ein einfacher Weg, diese geschätzten Hilfsmittel für den Schulalltag zu behalten, ist es, diese mit dem eigenen Namen oder dem der Klasse zu versehen. Am geeignetsten hierfür sind Permanentmarker. Um der Aufschrift mehr Haltbarkeit zu verleihen, kann die Schrift einfach mit klarem Nagellack versiegelt werden, fertig: Verwechslung ausgeschlossen!
Dieser Tipp kann ebenfalls für die Schüler als Lernelement genutzt werden, um ihnen den Wert der eigenen Besitztümer bewusst zu machen und auf diese Acht zu geben.
2. Verantwortung teilen und Teamfähigkeit stärken: soziales Lernen im Klassenraum
Schüler sollten, ebenso wie die Lehrkraft, in die Organisation des Klassenraumes eingebunden sein. Bei diesem Lerntipp wird den Schülern durch die Verteilung von Klassendiensten Verantwortung übertragen und somit die persönliche Kompetenz ausgebaut, sich durch Verantwortungsübernahme auf das Leben vorzubereiten. Gleichzeitig macht es Ihren täglichen Lehralltag leichter.
Natürlich können nicht alle Aufgaben von Schülern übernommen werden. Gestalten Sie deshalb eine Liste mit "unwichtigen Organisationselementen", wie beispielsweise- Aufräumen von Schreibutensilien;
- Blumen gießen;
- Wort der Woche auswechseln;
- Datum des Tages an die Tafel schreiben;
- Hausaufgaben-Paten für abwesende Schüler ernennen; und
- Jeden Tag mit dem Kehren und Aufräumen des Klassenzimmers beenden.
Um die Aufgaben fair zu verteilen, wird die Klassenliste in eine Rotation integriert, die über das gesamte Schuljahr die einzelnen Aufgaben im Wechsel einteilt. Wenn das geschafft ist, ist es an der Zeit, dass Sie sich selbst ein Lob für das Implementieren von sozialer Verantwortlichkeit aussprechen; und das ganz nebenbei.
Bester Tipp für den Berufseinstieg: Lehrer
3. Voraussetzung für ein gutes Unterrichtsverständnis sind strukturierte Lernaufgaben.
Wie können also diese strukturierte Lernaufgaben gestaltet werden, um für die Schüler ansprechend und nicht als etwas Langweiliges zu erscheinen?
Ich persönlich bevorzuge ein Belohnungssystem und finde das Einbehalten einer Honorierung eine durchaus ausreichende "Strafe", wenn dies nötig ist. Allerdings kann auch das oft verrufene Nachsitzen einen sehr nützlichen Zweck erfüllen!
Erlaubt man den Nachsitzenden in dieser Zeit ihre Hausaufgaben zu erledigen, ist das vermeintliche Nachsitzen gar kein Nachsitzen im klassischen Sinne, sondern bietet eher die Möglichkeit, die gewonnen "Extraschulzeit" sinnvoll zu nutzen. Bestraft man die Schüler jedoch, indem man ihnen Extraaufgaben beispielsweise aus anderen Fachbereichen wie der Mathematik oder dem Deutschen vorsetzt, wird der Nachsitzende Ihr eigenes Unterrichtsfach automatisch mit Strafarbeiten assoziieren! Folglich sinkt bei den betroffenen Schülern die Motivation, sich an Ihrem Unterricht zu beteiligen.
Also anstatt die Schüler für 60 Minuten still auf ihrem Platz sitzen zu lassen und mit fachfremden Extraarbeiten zu füttern, geben Sie ihnen das Gefühl etwas Nützliches zu tun.
Hierfür eignen sich kleinere Arbeiten, die bedeutsam für Ihre Unterrichtsvorbereitung sind, besonders gut. Beispiele hierfür wären: das Laminieren von Unterrichtsmaterialien, das Lochen von Arbeitsblättern, das Anspitzen der Stifte oder Ausschneidearbeiten für die nächste Unterrichtsstunde.
Dies nimmt Ihnen Arbeit ab und Sie erhalten zudem die Freiheit Ihre kostbare Vorbereitungszeit sinnvoller zu nutzen und sich nicht in den zeitraubenden Kleinigkeiten zu verlieren.
### 4. "Zu unterrichten wird Sie krank machen": Rechnen Sie mit Erkrankungserscheinungen Besonders in den ersten Monaten des Schuljahres werden sie schnell feststellen, dass jede Klasse und somit jeder Schüler seinen eigenen Pool an Bakterien mitbringt und diese Krankheitserreger großzügigerweise mit Ihnen und den Klassenkameraden teilen wird.Erste Krankheitssymptome treten besonders dann auf, wenn wir kurz vor einer langersehnten Unterrichtspause stehen, die von Nicht-Pädagogen irrtümlicherweise immer wieder als "Urlaub" bezeichnet wird.
Um den Viren den Kampf anzusagen, kann ein kleinesFläschchen Handdesinfektionsmittels genutzt werden.
Ein sogenannter Toilettenpass/-ausweis wird ab sofort die Handdesinfektion sein. Dies wird die Schüler im Bestfall dazu motivieren, ihre Hände regelmäßiger zu desinfizieren und somit das Krankheitsrisiko für alle zu minimieren.
5. Zeichensprache
Bringen Sie Ihren Schülern eine Sprache bei, die Ihren Unterricht ruhiger und flüssiger verlaufen lassen wird. Hierfür eignen sich Zeichen, die die Schüler mit ihren Händen formen können und für notwendige/ unumgängliche Gelegenheiten einsetzen.
Um dies zu veranschaulichen wäre ein mögliches Zeichen für die Bitte zur Toilettenbenutzung ein "T" das mit beiden Händen geformt wird. Oder der Buchstabe "E" der die Erledigung der Aufgabe symbolisieren soll. Natürlich sind Ihrer Kreativität im Finden geeigneter Zeichen/Buchstaben keine Grenzen gesetzt. Sie können sich flexibel für die benötigten Zeichen entscheiden, die zu Ihrem Unterricht passen.
6. .... und für diese "E"
(E= die Erledigung einer Aufgabe), die im vorausgehenden Absatz beispielhaft dargestellt wurden, empfiehlt es sich themenbezogene Zusatzaufgaben in der Hinterhand zu haben.
Individuelle Lerntempi der Schüler führen dazu, dass manche Lernenden ihre Aufgaben sehr schnell gelöst haben und das Warten auf die Mitschüler zu Langeweile führt.
Wird diese Langeweile zu groß, kann es sein, dass Ihr Unterricht durch daraus resultierendes Verhalten (laute Gespräche, Klopfen auf die Tische usw.) gestört wird.
Um der Langeweile einen Riegel vorzuschieben, habe ich als Englischlehrerin im Bezug auf mein Unterrichtsfach einen Pool an verschiedenen Zusatzaufgaben zusammengetragen und immer griffbereit. Beispiele daraus wären:
- Englischrätsel;
- Wörterbuchaufgaben; und
- themenbezogene Arbeitsblätter.
Hat ein Schüler die gestellten Aufgaben weit vor seinen Klassenkameraden erledigt, kann eine weitere Aufgabe ausgewählt werden, die dem individuellen Lernstand des Schülers entspricht und ihn auch weiterhin fordert. Dazu empfiehlt sich das Anfertigen von Zusatzaufgaben auf verschiedenen Lernniveaus, um eine Unter-bzw. Überforderung zu vermeiden.
7. Schülereigentum auch beschriften
Kaufen Ihre Schüler ihre eigenen Unterrichts-, Text- oder Lesebücher vor dem ersten Tag als Lehrer, ist es empfehlenswert, diese mit dem jeweiligen Namen des Schülers zu versehen. Am Besten schreiben die Schüler ihre Namen quer über die zusammengefassten Buchseiten (siehe Bild) sowie in die Innenseite des Buches.
Dies wird Ihnen Vieles erleichtern, wenn ein Buch einmal verloren gegangen ist oder sich ein Schüler „versehentlicherweise“ dazu verleiten lässt, das Buch eines Mitschülers als sein Eigenes zu betrachten.
Es ist immer leichter eine Seite mit dem Namen herauszureißen, aber total sinnlos alle Seiten eines Buches zu entfernen, um den Namen verschwinden zu lassen.
8. Abwesenheit von Schülern gut managen
Implementieren Sie eine sogenannte „Selbstbedienungsbox“ im Klassenzimmer für Schüler, die für einen Tag oder länger abwesend waren.
Binden Sie den sogenannten „Hausaufgaben-Paten“ aus Punkt 2 mit ein, der selbstverantwortlich zusätzliche Arbeitsblätter und wichtige Materialien der Unterrichtseinheit für seinen Freund sammelt und am Ende der Unterrichtsstunde einordnet. Eine extra hierfür angefertigte Box mit Registerkarten, die die einzelnen Tage des Monats zeigen, macht das Einordnen kinderleicht und zeitsparend.
Ist der abwesende Schüler wieder anwesend, liegt es in dessen Verantwortung, die Selbstbedienungsbox aufzusuchen und die verpassten Arbeitsaufträge nachzuholen.
9. Zeit sparen UND gleichzeitig konstruktives Feedback geben
Wenn das Anfertigen von Stempeln außer Frage steht, bedienen Sie sich doch einfach an bereits erstellten Vorlagen. Warum das Rad neu erfinden?
Schauen Sie unsere kostenlose Arbietsblätter, Lehrpläne, u.v.m. hier.
So sparen Sie sich Zeit und können unter vielen verschiedenen Punkten entweder Ihre eigenen fachspezifische Liste erstellen oder ein bereits vorgefertigtes Exemplar nutzen, das Ihren gesetzten Unterrichtskriterien und Lernzielen entspricht.
Ein Beispiel aus dem Englischunterricht:
“ Was du gut gemacht hast…………………………………“ “ Hier kannst du dich noch verbessern………………………“ “ Schau dir die Rechtschreibung folgender Vokabeln noch einmal an: ………………………….“
10. Lehrer Tipp für den Unterricht und das Leben: Jede Minute zählt!
Die Zeit vergeht oft wie im Fluge. Dieser Punkt scheint offensichtlich zu sein, aber es hilft den Schülern ungemein einen visuellen oder auditiven Anhaltspunkt zu haben, an dem sie sich zeitlich orientieren können.
Mit Hilfe einer Stoppuhr oder eines Countdowns erhalten die Schüler ein Gefühl für ihr Arbeitstempo und lernen im weiteren Verlauf, ihre Zeit bestmöglich einzusetzen (Zeitmanagement).
Ein Beispiel zur Umsetzung in der Klasse: geben Sie den Schülern ein Zeitfenster von 10 Minuten für eine Aufgabe; stellen Sie die Stoppuhr und weisen Sie die Schüler bei 5 Minuten und einer Minute auf die verbleibende Zeit hin. Dies gibt Ihren Schülern eine gute Orientierung und hilft ihnen fokussiert zu bleiben.
Zusätzlich wird diese Methode dazu beitragen, Ihre Unterrichtszeit optimal auszuschöpfen, ohne wertvolle Minuten zu verlieren. Natürlich ist eine gewisse Flexibilität gefragt: Planen Sie deshalb einen ausreichenden Zeitpuffer ein, da ab und an eine Zeitverlängerung notwendig sein wird. Aber das müssen die Schüler ja nicht wissen.
Wie heißt es so schön: „Gute Vorbereitung ist die halbe Miete!“
Zusatztipp für angehende Lehrer /-Innen: Machen Sie sich die wahren Chefs der Schule zu Ihren Verbündeten
Nein, natürlich nicht den Schuldirektor oder den Schatzmeister. Befreunden Sie sich viel mehr mit dem Hausmeister, den IT-Spezialisten und den Köchen! Egal wie müde oder genervt Sie an manchen Tagen sein werden, behandeln Sie diese Personen stets freundlich und mit Respekt!
Kommunikation ist die Basis eines guten Miteinanders. Unterhalten Sie sich deshalb regelmäßig, nicht nur dann wenn Sie etwas brauchen! Sie sind Ihre Verbündeten im Kampf gegen den täglichen Wahnsinn und die wahre Kraft, die Ihre Schule am Laufen hält.